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Experten-Interviews
Unternehmenskultur & Employer Attractiveness: «Wir sind eher das Speedboot, weniger der Cruiseliner»
Wie fühlt es sich an, für eine weltbekannte Uhrenmarke zu arbeiten?
Natürlich sehr gut. Es ist ein schönes Gefühl, wenn Menschen, denen ich erzähle, wo ich arbeite, die Marke kennen und schätzen. Als ich zu IWC aus der «schnellen » Fashionindustrie kam, hatte ich die Erwartung, dass die Uhrenindustrie langsamer ist. IWC hat mich das Gegenteil gelehrt. Wir sind eher das Speedboot, weniger der Cruiseliner, und das passt zu mir wie die Faust aufs Auge.
Sind Sie selbst ein «Uhrenmensch»?
Geworden. Ich habe mir früher nicht wirklich Gedanken zu mechanischen Uhren gemacht. Nach meinem ersten Uhrmacherkurs, den jeder neue Kollege, jede neue Kollegin absolvieren muss, habe ich grossen Respekt vor diesem Handwerk bekommen. Seitdem schaue ich schon fast automatisch auf die Handgelenke der Menschen, die ich kennenlerne, um zu erraten, welche Marke sie tragen und welche technischen Finessen die Uhr hat.
Was macht die Faszination für mechanische Uhren aus?
Das Handwerk. Diese Ingenieurskunst ist einzigartig. Die Art und Weise, wie sich Technik und Design zu einem Produkt verbinden, welches zu 100% nachhaltig ist, fasziniert mich. Die mechanische Uhr benötigt kein Update – so muss unser «ewiger Kalender», der von unserer Uhrmacherikone Kurt Klaus entwickelt worden ist, erst im Jahr 2100 mit einer manuellen Korrektur um einen Tag gestellt werden, weil dann aufgrund einer Ausnahmeregel von Papst Gregors Kalender das Schaltjahr ausfällt.
IWC ist in den letzten Jahren wiederholt in den Top 10 der von Great Place to Work ausgezeichneten «Large Workplaces» in der Schweiz aufgetaucht, in diesem Jahr auf Platz 8. Was bedeutet Ihnen dies persönlich?
Ich bin sehr stolz auf diese Auszeichnung, denn es zeigt, dass sich unsere Arbeit an der Unternehmenskultur seit nun über sechs Jahren ausgezahlt hat. Das Schöne hier ist, dass es allein die Mitarbeitenden der IWC sind, die uns diese Platzierung ermöglicht haben.
«Die besten Botschafter sind unsere Mitarbeitenden.»
Und was bedeutet dies für IWC als Arbeitgeberin?
Für uns ist es ein starkes Zeichen nach innen und aussen. Wir sind immer noch die einzige Uhrenmarke in der Schweiz, die jetzt schon zum zweiten Mal die Auszeichnung «Great Place to Work» bekommen hat. Nach innen bestärkt es den Stolz der Mitarbeitenden, für eine grossartige Marke zu arbeiten, und nach aussen werden wir auch von Talenten wahrgenommen, die nicht aus der Uhrenindustrie kommen und sich bisher keine Karriere bei uns vorstellen konnten.
Welchen Stellenwert hat Employer Branding bei IWC?
Die richtigen Mitarbeitenden für das Unternehmen zu begeistern und für eine hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber zu sorgen, ist für uns essenziell. Die Produktmarke «IWC» hat eine hohe Strahlkraft für unsere Kundinnen und Kunden. IWC auch als Arbeitgebermarke in den Köpfen und Herzen unserer zukünftigen Mitarbeitenden zu verankern, stellt für uns eine zentrale Herausforderung für die Zukunft dar. Im Wettbewerb um die besten Talente kann nur der bestehen, der ein attraktives Arbeitsumfeld für die Mitarbeitenden schafft, in dem sie sich wertgeschätzt fühlen und sie selbst sein können. Daran arbeiten wir konsequent und fühlen regelmässig den Puls unserer Mitarbeitenden, indem wir sie zur Arbeitsplatzkultur der IWC befragen. Unsere gelebten Werte und unsere Kultur authentisch nach Aussen kommunizieren – das bedeutet für uns Employer Branding.
Die Zertifizierung ist ein Ausdruck der Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber. Wie wird man zum attraktiven Arbeitgeber?
Wichtig ist, dass Sie zuhören, aktiv nachfragen und Ihre Mitarbeitenden und ihr Feedback ernst nehmen. Danach folgt das «Machen», das Umsetzen der erarbeiteten Vorschläge und Veränderungsmassnahmen. Hierbei binden wir immer wieder die Teams ein, denn die Unternehmenskultur und die Zufriedenheit gehen alle an.
Wie würden Sie die Unternehmenskultur von IWC beschreiben?
Über die «Speedboot»-Mentalität habe ich ja schon kurz gesprochen. Wir sind offen für konstante und kurzfristige Veränderungen, offen für neue Themen und innovative Ansätze und dazu schnell in der Umsetzung von Veränderungen. Wir können auch über uns selbst lachen, nach harter Arbeit muss auch Zeit für Spass und Humor bleiben. Wir verfolgen unseren Traum und möchten diesen verwirklichen. Wir trotzen allen Widerständen und sehen Chancen darin. Des Weiteren kann man es noch in einen kleinen Satz verpacken «Rooted in Schaffhausen and home in the world». Wir sind stolz auf unsere Wurzeln in Schaffhausen. Dennoch sind wir allein aufgrund der Geschichte um unseren Gründer, der aus Boston nach Schaffhausen kam, international orientiert. So haben wir über 40 Nationalitäten im Unternehmen. Diversität in den Teams ist uns immens wichtig.
Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig?
Für mich persönlich bringen es unsere Unternehmenswerte ICARE auf den Punkt. ICARE ist die Abkürzung für «Imaginative, Confident, Active, Responsible & Engineered». Unser und auch mein Handeln richtet sich nach diesen fünf Eigenschaften, und alle sind mir gleich wichtig.
Welche Rolle spielt HR bei der Gestaltung der Unternehmenskultur?
Unsere Rolle ist vielfältig. Wir sind einerseits Vorbild und treibende Kraft, anderseits aber auch ein Teil der Kultur. Ich sehe HR generell als Inkubator von kulturverändernden und verstärkenden Ideen. Eine Unternehmenskultur entsteht durch alle ihre Individuen automatisch. HR muss diesen Kulturprozess begleiten und gleichzeitig einen Spiegel für die Organisation darstellen.
Was ist die Hauptmessage Ihrer Arbeitgebermarke, die Sie nach aussen kommunizieren?
«Engineer Yourself – Become part of the journey.» Egal, ob Sie Ihre Reise in Schaffhausen beginnen, wo für uns alles begann, oder irgendwo anders auf der Welt. Sie werden Teil unserer inspirierenden Geschichte sein, die Kultur spüren, indem wir leidenschaftlich arbeiten, um etwas Grosses zu erreichen und unsere Erfolge gemeinsam zu feiern. Bei IWC haben Sie die Freiheit, ein Unternehmer zu sein, etwas zu bewirken und Ihre Karriere zu gestalten. Die besten Botschafter dafür sind unsere Mitarbeitenden – sie vermitteln unsere Unternehmenskultur authentisch, wodurch den Bewerberinnen und Bewerbern klar wird, dass diese Werte bei uns besonders hochgehalten werden.
Konzentrieren Sie sich beim Personalmarketing vor allem auf Social Media?
Wie auch im Produktmarketing kommunizieren wir immer zielgruppenspezifisch. Der Fokus liegt klar auf dem Bespielen der digitalen Kanäle, wir nutzen aber auch einzelne analoge Kanäle, wie z.B. im Ausbildungswesen.
Neben den 800 Mitarbeitenden am Standort Schaffhausen beschäftigen Sie zusätzlich weltweit über 600 Personen in den IWC Ländergesellschaften inklusive der Boutiquen. Wie vermitteln Sie diesen Mitarbeitenden den «IWC-Spirit»?
Auf der einen Seite durch «Walk the talk» – ich komme gerade von einer längeren Reise zurück, in der ich unsere Märkte in den USA, Middle East und Asien besucht habe. Mir ist es wichtig, dass wir den Kontakt zu allen Kolleginnen und Kollegen in den über 20 Ländern aktiv halten und immer wieder auf das Thema der Unternehmenskultur kommen. Das können wir als Geschäftsleitung selbstverständlich nicht allein bewerkstelligen. Dazu haben wir ein global agierendes Trainingsteam, welches sich darauf fokussiert, unsere Mitarbeitenden nicht nur in Bezug auf die Produkte und Verkaufstechniken, sondern auch in Bezug auf unsere Kultur, Service Philosophy und Werte zu schulen.
Versuchen Sie, international die gleiche Unternehmenskultur zu leben, oder spielen länderspezifische Gepflogenheiten resp. kulturelle Unterschiede eine grössere Rolle?
Wir sehen Diversität als wichtigen Aspekt für die Stiftung von Arbeitsplatzkultur. Schliesslich steht IWC für «International Watch Company». Einerseits haben wir Diversität durch die verschiedenen Standorte und Nationalitäten bei uns, aber auch durch die verschiedenen Funktionen und Abteilungen. Beispielsweise unterscheiden sich die Welt der Produktion und die Welt des Büros naturgemäss in sehr vielen Dingen. Und weil wir uns dieser Unterschiedlichkeit bewusst sind und den Austausch und das Verständnis ermöglichen wollen, versuchen wir, sie so gut wie möglich miteinander zu vernetzen – was, offen gesagt, nie einfach ist. Z.B. beim Remote Working: In der Produktion ist das nicht möglich, da man nicht einfach mal die Maschine und die Werkzeuge mit nach Hause nehmen kann. Gegenseitiges Verständnis unterschiedlicher Ansichten und Blickwinkel bei Entscheidungen ist uns als Unternehmen sehr wichtig. Die Einbindung von Mitarbeitenden aus unseren Ländergesellschaften bei grossen Unternehmensprojekten ist eine Massgabe für die Abteilungen in Schaffhausen, um alle Blickwinkel, bevor die endgültige Entscheidung getroffen wird, aufzunehmen. Weiterhin werden wir in diesem Jahr noch ein «Young Advisory Board» ins Leben rufen, um den kommenden Generationen eine starke Stimme zu geben.
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