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Sinnstiftendes Leadership: Hat sich jeder selbst zu motivieren?
Das HR schreibt: Diesen Monat mit Silke Weinig, Coach, Trainerin und Bloggerin für Selbstmanagement
Im ersten Business-Seminar, das ich vor Jahren als Jobstarter besuchen durfte, ging es um Mitarbeitermotivation. Ich war umgeben von alten Hasen, die sich alle einig waren, dass die Mitarbeitenden selbst die Verantwortung für ihre Motivation tragen. «Wenn jemand lustlos bei der Sache ist, kann ich kaum den Kurs ändern. Ich bin ja kein Animateur», hiess es da. Ich dachte damals: «Ja, ich verstehe den Punkt» und «Nein, ganz zustimmen kann ich nicht.» Daran hat sich nicht viel geändert, denn in gewisser Weise ist das Motivationsverhältnis Vorgesetzter – Mitarbeiter so wie in einer Liebesbeziehung. Es liegt nicht in der Verantwortung meines Partners, mich glücklich zu machen, aber sehr wohl, mich nicht unglücklich zu machen!
Gemäss einer Studie der Information Factory hat bereits jeder zweite Arbeitnehmer schon einmal wegen seines Chefs gekündigt. Der dabei am häufigsten genannte Grund ist «hat sich nur dann blicken lassen, wenn etwas nicht lief», gefolgt von «hat Überstunden mit Produktivität oder Effizienz verwechselt» und «hat seine Mitarbeitenden unterfordert». Bemängelt wurden auch Unverbindlichkeit, fehlendes Verantwortungsbewusstsein, mangelnde Wertschätzung, Geheimniskrämerei und Mikro-Management: Arbeiten werden auf Schritt und Tritt kontrolliert.
Das ist schade, denn die am besten gesicherte Erkenntnis aus der Forschung ist, dass zufriedene Mitarbeitende produktiver sind – einmal abgesehen davon, dass sie nicht kündigen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Vorgesetzte. Er ist in der Verantwortung, bei seinen Mitarbeitenden auf deren Talente zu achten und sie zu fördern – zum Beispiel durch Lob, Anerkennung und Wertschätzung oder indem er Türen öffnet und Möglichkeiten offeriert.
Weitere wichtige Motivationsgaranten sind anspruchsvolle, aber nicht überfordernde Aufgaben, bei denen mitentschieden werden kann, angemessene Anerkennung für erbrachte Leistungen und vertrauensvolle und faire Zusammenarbeit. Man muss tatsächlich kein Animateur sein, um seine Mitarbeitenden zu motivieren, aber ganz ohne Zutun geht’s auch nicht.
Diese Kolumne ist in der Ausgabe Juni 2021 von personalSCHWEIZ erschienen.
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