Aktuelles

Kolumne April 2021

Lohn: Boni mit Langzeitwirkung

Jeden Monat werfen in unserer Kolumne Persönlichkeiten aus der HR- und der Wirtschaftswelt einen Blick auf aktuelle Themen und Entwicklungen. Diesen Monat schreibt Haennes Kunz, Partner bei know.ch, über Wertschätzung und die kurzfristige Wirkung von monetären Belohnungen.

Von: Haennes Kunz   Teilen  

Haennes Kunz

know.ch AG berät seit 20 Jahren Unternehmen in strategischen Personalfragen. Haennes Kunz ist Partner bei know.ch und führt mit vielfältigen Methoden Teams zu einem wertschätzenden Umgang miteinander – aktuell auch aus unserem Videostudio.

Lohn

Das HR schreibt: Diesen Monat mit Haennes Kunz, Partner bei know.ch

Die Lohnabrechnung vom Januar. Gruber prüft die Zahlen. «Aha, hier ist er, der Bonus, nur fünfhundert Franken, wegen Corona.» Gruber lehnt sich zurück. Feriengeld? Im Moment nicht. Sparkonto? Oder zwei Flaschen Whisky? Gruber fällt nichts ein. Er faltet das Papier und steckt es in die Jackentasche.

Gerade kommt sein Chef durch die Tür: «Gruber, haben Sie die Abrechnungen fertig? Nein? Dann machen Sie endlich vorwärts.» Nachdenklich blickt Gruber seinem Chef hinterher. Letztes Jahr hatte er alles für die Firma gegeben. Im Homeoffice hatte er manchen Abend und Samstag auf den winzigen Bildschirm des Laptops geblickt und sich zuletzt einen grösseren Monitor geleistet. Die viele Arbeit hatte sich für die Firma ausgezahlt. Das war seinem Chef nicht entgangen: «Gut gemacht, Gruber», war sein Kommentar im Mitarbeitergespräch gewesen. Gruber blickt zur Bürotür, durch die sein Chef entschwunden ist. «Jetzt erst mal einen Kaffee», denkt er, steht auf und begibt sich in die Cafeteria.

Die Anekdote lehrt zweierlei: Ein Bonus ist vergessen, kaum ist er ausbezahlt. Und Wertschätzung kann man nicht mit Geld kaufen. «Boni mit Langzeitwirkung» sind Verhaltensweisen von Führungskräften, welche die elementaren Grundbedürfnisse der Mitarbeitenden befriedigen. Klaus Grawe, einer der bedeutendsten deutschen Psychologen des späten 20. Jahrhunderts, definiert diese Grundbedürfnisse so:

  • Selbstwerterhöhung durch Wertschätzung, Anerkennung und Fairness.
  • Bindung und Zugehörigkeit durch Kontakt und Beziehungspflege.
  • Orientierung, Sicherheit und Kontrolle durch sorgfältige Information, Stabilität, Spielräume und Partizipation.
  • «Lustbefriedigung» oder Arbeitsfreude durch motivierende Aufgaben, leistbare Herausforderungen mit Erfolgserleben und Entwicklungsmöglichkeiten.

Je stärker Menschen ihre Arbeit als Beitrag zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse erleben, desto zufriedener und motivierter sind sie, desto mehr engagieren sie sich und desto stärker identifizieren sie sich mit ihrem Arbeitgeber. Sind Sie bereit für eine Investition in Boni mit Langzeitwirkung?

Diese Kolumne ist in der Ausgabe April 2021 von personalSCHWEIZ erschienen.

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