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Fachkräftemangel Index: Der Fachkräftebedarf steigt in der Schweiz markant an
Die Arbeitsmarktzahlen für die Schweiz zeigen aktuell fast alle eine positive Entwicklung, und die Konjunkturprognosen gehen von einem Wirtschaftswachstum aus. Schweizer Unternehmen benötigen für dieses Wachstum dringend geeignetes Personal. Aus diesem Grund steigt der Fachkräftebedarf derzeit massiv an. Die Arbeitslosenquote ist zudem mit aktuell (2,5 %) bereits wieder sehr niedrig. Entsprechend legt der Fachkräftemangel Index Schweiz im Vergleich zum Sommerhalbjahr 2020 um 27 % zu.
Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit (Sommerhalbjahr 2019) liegt der Index jedoch aktuell um 12 % tiefer. Marcel Keller, Leiter von Adecco Schweiz prognostiziert: «Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2022 die globale Konjunktur an Fahrt gewinnen und sich die pandemische Lage weiter normalisieren wird. Dies hat zur Folge, dass der Fachkräftebedarf weiter ansteigen wird. Diese Entwicklung wird mit grosser Wahrscheinlichkeit verstärkt und ganzheitlich auch Dienstleistungen wie etwa die Hotellerie und Gastronomie sowie den Tourismus erfassen». Luca Semeraro, Leiter des Professional Recruitments der DACH-Region in der Adecco Gruppe, ergänzt: «Bereits jetzt macht sich eine starke Nachfrage nach qualifizierten Fachpersonen deutlich bemerkbar. Wir brauchen länger, um qualifizierte Mitarbeitende für offene Stellen zu finden. Es ist wichtiger denn je, auf den richtigen Kanälen und Portalen sowie via Active Sourcing nach geeigneten Kandidaten zu suchen. Dies betrifft insbesondere IT-Stellen. Gerade im Bereich Software-Engineering und Sicherheit, wie z. B. Cybersecurity-Spezialisten, gibt es einen grossen Mangel an Fachpersonen. Das Bewusstsein für Cybersicherheit ist in den Unternehmen gestiegen und somit auch die Nachfrage an qualifizierten Kandidaten, die digitale Kompetenzen mitbringen».
Insgesamt scheint dank dieser Entwicklungen die Berg- und Talfahrt, die der Fachkräftemangel Index Schweiz in den letzten zwei Jahren durchlebte, zumindest vorläufig beendet.
Im Regionenvergleich zeigt sich, dass der Fachkräftebedarf in der Deutschschweiz durch die Covid-19-Pandemie etwas stärker abgenommen hatte als in der Romandie. Im Jahresvergleich macht sich nun aber in der Deutschschweiz auch ein stärkerer Aufschwung bemerkbar. Der wirtschaftliche Aufschwung, den die Romandie in den letzten Jahren verzeichnen konnte, wird also durch die Pandemie kaum gestoppt. Der Fachkräftemangel Index ist seit Beginn der Pandemie nie unter den Wert von 2016 (Messbeginn) gesunken. Weiter deuten die Entwicklungen darauf hin, dass der Fachkräftebedarf in den Zentren durch die Covid-19-Pandemie stärker beeinträchtigt, wurde als in ländlicheren Regionen. Denn hier prägen meist Dienstleistungen die Wirtschaft und viele Personen kommen auf engem Raum zusammen.
Immer noch grosser Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen
Die Covid-19-Pandemie hat den Arbeitsmarkt aufgewühlt. Wie stark er sich längerfristig verändert, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die Pandemie hat aber bis jetzt kaum etwas daran geändert, welche Berufe besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind. Wie in den Vorjahren, belegen die Ingenieurberufe (z.B. Bauingenieur/-innen, Maschineningenieur/-innen) den Spitzenplatz des Fachkräftemangel Rankings. Hier gibt es den grössten Mangel an Fachkräften. «Spannend wird hier die zukünftige Entwicklung. Sollte es verstärkt zu den oft vorhergesagten Lieferengpässen kommen, gehen wir davon aus, dass einige Arbeiten in diversen Berufen (beispielsweise Ingenieurberufen) wohl pausieren würden. Dies könnte vorübergehend zu einem Rückgang im Fachkräftemangel führen», schätzt Marcel Keller die momentane Lage ein.
Auf Rang 2 der Berufe mit dem grössten Fachkräftemangel liegen die Informatikberufe. Dazu gehören beispielsweise Analytiker/- innen und Programmierer/-innen. Der Fachkräftemangel liess hier zu Beginn der Covid-19-Pandemie vergleichsweise wenig nach und ist im letzten Jahr deutlich gestiegen. Damit erreicht der Fachkräftemangel in den Informatikberufen bereits wieder das Vor-Pandemie Niveau. Kenan Aggül, Leiter von Modis Schweiz erklärt: «Das Stellenangebot in den Informatikberufen ist so gross wie noch nie seit Messbeginn 2016. Die Pandemie scheint der Digitalisierung einen Schub gegeben zu haben, weshalb die Unternehmen intensiv nach Informatikfachkräften suchen. Steigender Supportbedarf für Homeoffice und Onlinehandel sind nur zwei Beispiele für diese Entwicklung».
Die Gesundheitsberufe lagen pandemiebedingt im Fokus des öffentlichen Interesses. Besonders prominent und steigend ist demnach der Fachkräftemangel bei den spezialisierten Pflegeberufen. Auf den ersten Blick erstaunlich ist deshalb, dass der Fachkräftebedarf in den Therapie- und Pflegeberufen im Fachkräftemangel Index Schweiz durch die Covid-19-Pandemie etwas abgenommen hat. Helen Buchs vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz ergänzt: «Das Bild ist nicht einheitlich. In einigen Bereichen der Pflegeberufe ist der Fachkräftemangel tatsächlich akut. So beispielsweise bei den spezialisierten Pflegeberufen, die eine längere Ausbildung voraussetzen. Vor allem bei den tiefer qualifizierten Pflegepersonen ist es aber während der Pandemie zu einem starken Anstieg in der Zahl der Stellensuchenden gekommen». «Pflegehilfskräfte arbeiten typischerweise in Pflegeinstitutionen wie Altersheimen. Bei Sparmassnahmen oder einer sinkenden Zahl an Bewohne/-innen werden die Hilfskräfte zuerst entlassen, weil sie auf dem Markt viel einfacher zu finden sind als Pflegefachkräfte mit einer längeren Ausbildung. Während der Pandemie ist es häufig zu solchen Entlassungen gekommen, weil viele Bewohnende gestorben sind und sich auch weniger betagte Menschen für den Eintritt in ein Altersheim entscheiden», ergänzt Corinne Scheiber, Leiterin von Adecco Medical. Weiter meint Buchs: «Ein Ansatz den Fachkräftemangel in den spezialisierten Pflegeberufen zu senken wäre also, innerhalb des Pflegebereichs in Weiterbildungen zu investieren. Weiter sind bekanntermassen die Arbeitsbedingungen oft nicht attraktiv. Sie zu verbessern, wäre ein weiterer Weg». Über einen Vorschlag zu verstärkten Investitionen in Ausbildungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der Pflege wird am 28. November anlässlich der Pflegeinitiative abgestimmt. Die Initiant/-innen streben mit der Initiative unter anderem auch an, das seit länger anhaltende und durch den demographischen Wandel getriebene Problem des Fachkräftemangels in der Pflege zu lösen.
Covid-19-Pandemie verschärft die Lage für Stellensuchende in vielen Dienstleistungsberufen
Während die Covid-19-Pandemie den Fachkräftemangel in gewissen Berufen vorübergehend entschärft hat, verschlechtert sie die Lage für Stellensuchende in vielen Bereichen des Arbeitsmarkts nochmals. Dies betrifft vor allem Personen in Berufen mit einem hohen Anteil an gering qualifizierten Beschäftigten sowie in den berufen der persönlichen Dienstleistungen, durch die Pandemie und die dagegen ergriffenen Massnahmen stark beeinträchtigt wurden. Der Fachkräftebedarf sackte zu Beginn der Pandemie zusammen und steigt aktuell vergleichsweise langsam. Die Arbeitslosigkeit hat im Vor-Pandemie Vergleich zugenommen. Dazu meint Buchs: «Für Stellensuchende in diesen Berufen wird es damit nochmals schwieriger eine Arbeit zu finden. Das zeigt sich auch am momentan sehr hohen Anteil der Langzeitarbeitslosen. Personen, die während der Pandemie entlassen wurden, haben oft noch keine neue Stelle gefunden. Besonders betroffen sind Stellensuchende ab 50 Jahren. Weiter wären ohne die massiven Kurzarbeitsentschädigungen die Arbeitslosenzahlen zwischenzeitlich vermutlich gerade in den Berufen mit einem Fachkräfteüberangebot noch viel stärker gestiegen. Die Schere zwischen Berufen mit einem Fachkräftemangel und jenen mit einem Fachkräfteüberangebot hat sich durch die Covid-19-Pandemie geöffnet und noch nicht wieder geschlossen».
Deshalb ist es wichtig, beim bestehenden Personal, mittels interner und externer Weiterbildungen zur Verbesserung der benötigten Fähigkeiten und digitaler Kompetenzen beizutragen. Marcel Keller hierzu: «Der demographische Wandel kombiniert mit der durch Corona beschleunigten digitalen Transformation hat den Fachkräftemangel verstärkt. Es ist deshalb wichtiger denn je, dass Mitarbeitende sich konstant weiterbilden und vor allem auch ihre digitalen Kompetenzen verbessern».
Beispielsweise in den kaufmännischen und administrativen Berufen hat sich das Fachkräfte-überangebot im Vergleich zu Vor-Corona nochmals deutlich vergrössert. Zwar ist auch hier seit dem Sommerhalbjahr 2020 das Stellenangebot wieder gewachsen, aber eben nicht so stark wie es zuvor geschrumpft ist. «Die kaufmännischen und administrativen Berufe stecken schon länger in der Krise. Das Stellenangebot ist im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen seit einigen Jahren eher rückläufig», kommentiert Buchs. Keller präzisiert: «Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass es bei den kaufmännischen und administrativen Berufen eine grosse Anzahl Kandidat/-innen gibt. Vor allem bei Generalist/-innen wie Mitarbeitenden in der Personaladministration, gibt es viele qualifizierte Bewerber/-innen auf dem Arbeitsmarkt. Dennoch existieren auch einige sehr gesuchte Profile – eher Spezialist/-innen wie beispielsweise Payroll Spezialist/-innen. Für diese Berufsprofile haben wir mehr Mühe, die entsprechenden Fachkräfte zu finden».
Das Gastgewerbe wurde von der Covid-19-Pandemie und den Massnahmen zu deren Eindämmung stark getroffen. Viele Gaststätten mussten vorübergehend schliessen und klagen weiterhin über wenige Kunden. Es ist wenig verwunderlich, dass der Fachkräftebedarf in den Berufen des Gastgewerbes und der Hauswirtschaft (z.B. Service- und Küchenpersonal oder hauswirtschaftliche Angestellte) mit der Pandemie stark geschrumpft ist und nur zögerlich wieder steigt. Aber in jüngster Zeit macht sich ein Aufschwung bemerkbar: Die Stellenanzeigen für Berufe von Hotellerie und Gastronomie haben übers Sommerhalbjahr 2021 wieder stark zugenommen. Der Aufschwung in jüngster Zeit kann die Verluste zu Beginn der Pandemie jedoch noch nicht wettmachen. Marcel Keller ergänzt: «Viele Mitarbeitende im Gastrobereich wurden entlassen, haben während der Covid-19-Pandemie Jobs in anderen Branchen gefunden oder wollen sich wegen den unregelmässigen Arbeitszeiten beruflich umorientieren. Deshalb haben wir im Gastrobereich nichtsdestotrotz mit grossen Rekrutierungsschwierigkeiten zu kämpfen».
Auf adeccogroup.com/de-ch/ stellen wir Ihnen vertiefte Analysen zur Verfügung.
Über den Fachkräftemangel Index Schweiz
In Zusammenarbeit mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich veröffentlicht Spring Professional, ein Unternehmen der Adecco Gruppe Schweiz, jährlich je eine umfassende Studie zum Fachkräftemangel in der Schweiz. Diese wissenschaftlich fundierten Fachkräftemangel Studien zeigen auf, in welchen Berufen die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im Vergleich zu den Stellensuchenden besonders gross und in welchen besonders klein ist. Zudem ermöglichen langjährige Zeitvergleiche das Erkennen von Verschärfungen und Abschwächungen im Fachkräftemangel pro Beruf.
Über die Adecco Gruppe Schweiz
Die Adecco Gruppe Schweiz ist Schweizer Marktführer im Bereich Human Resources. Mit über 600 Mitarbeitenden an über 50 Standorten in allen Sprachregionen verhelfen wir jährlich rund 23'000 Fachkräften zu neuen beruflichen Herausforderungen. Unsere Brands sind in ihrem jeweiligen Fachgebiet spezialisiert. Die Adecco Gruppe Schweiz bietet massgeschneiderte Lösungen für Stellensuchende sowie für kleine, mittlere und grosse Unternehmen im Bereich Human Resources an: Feststellenvermittlung, Temporär-Vermittlung, Payroll Services, Ausgliederung und Auslagerung von ganzen HR-Prozessen, Karriereplanung, Talentförderung und -mobilität. In der Schweiz sind wir mit folgenden Marken vertreten: Adecco, Adia, Spring Professional, Modis, Badenoch & Clark, Pontoon Solutions, Lee Hecht Harrison und General Assembly.
(Quelle: Medienmitteilung von Adecco Schweiz)
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