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Employer Branding: Corona als Chance für Querdenkerinnen

Das HR schreibt: Diesen Monat mit Jörg Buckmann, Personalmarketing-Experte
Ein halbes Jahrhundert flogen Skispringer elegant mit paralleler Skiführung um die Wette, bis in den 80er-Jahren Jan Boklöv die Sportart revolutionierte. Der bis dahin wenig erfolgreiche Schwede sprang mit seinen zu einem «V» angewinkelten Beinen um Welten weiter.
Boklöv wehte ein eisiger Wind entgegen, Konkurrenten spotteten, und Wettkampfrichter bestraften ihn mit tiefen Haltungsnoten. Er feilte unbeirrt weiter an seiner Erfindung, brach sich die Schulter – und gewann 1989 den Gesamtweltcup. «Um zu lernen und etwas Neues auszutesten, musst du eben schon mal über die Grenze hinausgehen», meinte er lakonisch.
Es gibt zum Glück auch im Employer Branding viele pfiffige Querdenkerinnen, selbstverständlich auch Querdenker, die abseits der grossen Bühnen über die Grenzen gehen und mit unkonventionellen Lösungen Dinge bewegen. Menschen, die sich in ihrem Berufsalltag die Freiheit nehmen und ihrer Kreativität Auslauf gewähren.
Ich habe Hoffnung, dass gerade Corona ihnen zu einem besseren Standing in den Unternehmen verhilft. Das Virus hat zumindest kurzzeitig die Prozessfanatiker, Einkaufsadministratoren und «ja, aber» Sager ausgebremst. Schnelle Entscheide und «out of the box»-Lösungen waren plötzlich (wieder) gefragt: Wirtschaftshilfen wurden in zwei Wochen aus dem Ärmel geschüttelt, der ÖV stampfte einen Fahrplanwechsel in drei Wochen aus dem Boden, Geschäfte setzten Onlineshops auf, Restaurants Take-aways, Gartencenter Drivethrough-Abholstationen, und Coiffeure gaben Tipps auf YouTube zum Selberschneiden der Haare. Jobinterviews werden über Skype geführt und Arbeitgeber vorzüge über Podcasts erzählt. Na also, geht ja?!
Faszinierend, wie viel Entschlossenheit, gesunder Menschenverstand und wie viele Spurenelemente von Querdenkertum in unserer vom Erfolg der letzten Jahrzehnte verwöhnten Gesellschaft stecken. Man muss diese Energie, diese Tatkraft einfach nur entfesseln. Das Virus kann uns mal – das Querdenkertum darf gerne noch etwas bleiben.
Diese Kolumne ist in der Ausgabe März 2021 von personalSCHWEIZ erschienen.